Austrian Audio ist eine junge Marke. Ihre führenden Köpfe blicken allerdings auf eine lange Geschichte zurück. Der Kopfhörer-Anbieter aus Österreich rekrutierte nach der Schließung von AKG Wien im Jahr 2017 zahlreiche Entwickler, um etwas Neues zu schaffen. Mit dem Austrian Audio The Composer präsentieren die Wiener ihr neues Flaggschiff. Der könnte vom Aussehen und vor allem auch vom Klang her fast ein Magnetostat sein. Es handelt sich aber um einen dynamischen Treiber.
Die Entwickler legten großen Wert darauf, dass der Over-Ear bei der Standard-Messfrequenz von 1 kHz wenig Klirr produziert. Sein THD-Wert von soll laut Herstellerangabe unter 0,1 % liegen. Ebenfalls großen Wert legte Austrian Audio auf präzise, druckvolle Tiefton-Wiedergabe. Der Composer soll einen kräftigen Bassdrum-Schub bei 60 Hz in voller Pracht reproduzieren. Hier soll der Austrian Audio sogar Konkurrenten in den Schatten stellen, die deutlich teurer sind.
Die Kernstück des The Composer Kopfhörers ist seine exklusive Hi-X (High Excursion) Technologie. Der Over-Ear aus Österreich verfügt über 49-mm-Treiber mit präzisem CNC-gefrästem Ringmagnet-System mit sogenannten N52-Magneten. Das Kürzel steht für Neodym, ein seltenes Erden-Material, das für seine außergewöhnliche magnetische Flussdichte bekannt ist. Das einzigartige Ringdesign des Composer soll nicht nur den Luftstrom optimieren, sondern auch das stärkste Magnetfeld seiner Klasse liefern.
Diamanten-Fieber für die Ohren
Die Membran des HI-X49 DLC-Treibers verfügt über eine Beschichtung aus Diamant-ähnlichem Kohlenstoff (DLC). Das macht sie außergewöhnlich steif und verschiebt die Aufbrechfrequenzen in höhere Frequenz-Bereiche. Damit folgt die Membran dem Audio-Signal länger mit einem perfekten Kolbenhub. DLC ermöglicht die Versteifung der Membran ohne nennenswert zusätzliches Gewicht draufzupacken.
Der Composer kommt mit drei verschiedenen Kabeln – mit Klinkensteckern in den Größen 3,5 mm und 6,3 mm, einen 4,4 mm Pentaconn-Stecker und einem 4-poligem XLR-Stecker. Die beiden letztgenannten Anschlüsse ermöglichen eine vollständig symmetrische Verbindung vom Verstärker zu den beiden Schallwandlern des Austrian Audio.
Dank seiner Bananenbuchsen können sich Audiophile ihre eigenen Kabel-Lösungen maßschneidern. Die Kabel werden am Kopfbügel und nicht an den Ohrmuscheln befestigt. Diese Konstruktion dient dem Zweck, die auf das Kabel ausgeübte Kraft harmonisch auf den ganzen Kopf zu verteilen. Am oberen Teil der Kabel sorgt eine Elastomer-Ummantelung dafür, dass unerwünschte Störungen durch Körpergeräusche geschickt eliminiert werden. Der faltbare Hörer und sein hochwertiges Kabelset kommen in einer üppigen hölzernen Schatulle von den Abmessungen eines Präsentkorbs aus dem Feinkostladen. Keine Frage, hier handelt es sich um Personal Audio vom Feinsten.
Durchdachte Details
Was uns besonders gut gefällt: Der Austrian Audio The Composer verfügt über verstellbare Hörmuscheln mit Rasterung, um die Anpassung des Neigungswinkels an die Ohren zu gestatten.
Entsprechend toll ließ sich der Over-Ear mit seinen optimal ausgeformten Ohrmuscheln durch kippen nach vorne oder hinten an die Ohren anpassen. Wir bekamen von Thomas Halbgewachs, dem Chef des Headphone Shops zudem Gelegenheit, beim ersten Hörtest den Composer am gerade heute erst vorgestellten High-Resolution-Audio-Player Astell&Kern KANN Ultra zu hören. Um es vorweg zu nehmen: Es entstand ein Dream Team im stolzen Gesamtwert von 4.000 Euro, das die Klangpracht einer noch viel teureren High-End-Stereo-Anlage transportabel macht.
Bevor wir auf die Klangnuancen eingehen, noch ein paar Fakten und Eindrücke zum fünften und jüngsten Ableger der beliebten Kann-Reihe. Er bietet die höchste Ausgangsleistung aller Astell&Kern-Player. Der Hersteller spricht von Triple Output Sound und vier Verstärkungsmodi, die bis zu 16 Vrms Ausgangsleistung liefern. Das Herzstück des A&K KANN Ultra sind seine ESS ES9039MPRO Dual DAC Chips mit einer maximalen Auflösung von 32 Bit/768 kHz, respektive Unterstützung für natives DSD512. Ein separater Pre/Line Out ermöglicht es dem Benutzer, den mit Octa-Core-Prozessoren der nächsten Generation nebst TERATON ALPHA-Technologie von Astell&Kern ausgerüsteten Hi-Res-Player auch als Vorstufe zu verwenden oder ihn an einem Vollverstärker anzuschließen. Der integrierte Akku sorgt mit seiner Kapazität von 8.400 mAh für bis zu 11 Stunden Wiedergabezeit.
Der erste Hörtest: Austrian Audio The Composer mit Astell&Kern KANN Ultra
So lange konnten wir das rare Vergnügen gar nicht auskosten, aber immerhin reichte die exklusive Hörsession für sehr differenzierte Klangeindrücke. Was den Astell&Kern KANN Ultra betrifft, zeigte sich seine hohe Ausgangsleistung, die ihn souverän wie einen hochwertigen Kopfhörer-Verstärker zu Sache gehen ließ. Er kontrollierte den Austrian Audio The Composer straff bis in den erstaunlich weit hinab reichenden Tiefbass hinein. Mit seiner offenen Bauweise und seiner schnellen, trägheitslosen Reaktion auf Impulse verbreitete er jenes, durch filigrane Auflösung und höchste Transparenz gekennzeichnete Flair, das man gemeinhin nur von magnetostatischen Kopfhörern oder von exotischen Elektrostaten kennt.
Auch wenn der Composer das typische Kopfhörer-Problem der Im-Kopf-Ortung von mittig im Klangpanorama angeordneten Solisten nicht überwinden konnte, so vermittelte er auf beiden Seiten der imaginären Hörbühne doch ein selten gehörtes Gefühl von Weite und natürlicher Räumlichkeit. Was das Raumgefühl betrifft, passte es perfekt zur Cross-Feed-Regelung, mit der sich das Übersprechen zwischen linken und rechtem Kanal am Astell&Kern KANN Ultra in zwei Frequenzbereichen stufenlos regeln lässt. Die abrufbare Voreinstellung von Jan Meier von Meier Audio ergänzte sich perfekt mit dem Top-Over-Ear von Austrian Audio. Kann mich nicht erinnern, wann oder ob ich eine solche Räumlichkeit mit einem Kopfhörer gehört habe.
Weit mehr, als man erwartet
Unnötig zu sagen, dass man von einem High-End-Kopfhörer der 2.500-Euro-Klasse eine ausgewogene, audiophile Abstimmung erwarten kann und in diesem Fall auch überzeugend geboten bekommt. Die wirklich überraschenden, herausragenden Punkte sind die überragende Raumabbildung, die ohne jegliche Härte oder Kühle erkaufte Oberton-Auflösung und dieser extrem saubere, tiefreichende Bass. Wie es der Zufall will, fand sich auf dem integrierten 128 Gigabyte Speicher des KANN Ultra neben Songs von Diana Krall, die sehr schön die Klangfarbentreue und den seidigen Schmelz von Stimmen unterstrichen, auch der Eagles-Klassiker „Hotel California“ in der bei High-Endern über Jahrzehnte beliebten Live-Version vom Album „Hell Freezes Over“. Damit habe ich auch lange Zeit in Hörtests viele nützliche Impressionen im Zeitraffer herausarbeiten können. Das Anreißen der akustischen Gitarre – phantastisch. Der Applaus – differenziert und weiträmig verteilt. Und nicht zuletzt die mächtige Bass Drum – selten so Ehrfurcht-gebietend über einen Kopfhörer erlebt.
Fazit: Austrian Audio The Composer und Astell&Kern KANN Ultra
Wer einen Kopfhörer der absoluten High-End-Liga sucht und über das nötige Kleingeld verfügt, sollte sich unbedingt den Austrian Audio The Composer anhören, bevor er reflexhaft einen der üblichen Verdächtigen kauft. Und wenn’s gleich noch ein passender Kopfhörer-Verstärker sein darf, dann sollte man sich überlegen, ob man mit dem Astell&Kern KANN Ultra für 1.500 Euro nicht gleich noch das Thema Streaming-Player mit Roon-Unterstützung und integrierten Musikdiensten wie Tidal oder Spotify in einem Aufwasch abhakt.
Technische Daten: Austrian Audio The Composer
- Preisempfehlung des Herstellers: 2.500 Euro
- Bauart: Over Ear, offen
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: 385 Gramm
- Besonderheiten: Einstellbarer Anstellwinkel, Neodym-Magnet, DLC-beschichtete Membran, drei verschiedene Anschlusskabel, Holzschatulle, Bananenstecker für freie Kabelwahl
- Mehr unter: headphone.shop
Technische Daten: Astell&Kern KANN Ultra
- Preisempfehlung des Herstellers: 1.500 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 8,24 x 1,41.1 x 2,44 cm
- Gewicht: 390 Gramm
- Mehr unter: headphone.shop
Der Beitrag Austrian Audio The Composer: So klingt er am neuen Astell&Kern KANN Ultra erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.
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