Test: Bose QuietComfort Ultra Headphones

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Selbst wenn man Nicht-Hifiisten fragt, für welche Produkte der Hersteller Bose Bekanntheit erlangte, lautet die Antwort meist: Für Noise-Cancelling-Kopfhörer. Die große Variante, mit besonders effektiver Lärmunterdrückung für Flugpassagiere, begründete unter dem Namen QC1 (Quiet Comfort) vor über 20 Jahren den Erfolg der Kopfhörersparte. Jetzt steht mit den Bose QuietComfort Ultra Headphones die neueste Variante des Over-Ear-Modells in den Shops. Sie soll den QuietComfort 45 ablösen. Die Ohrmuscheln wirken jetzt etwas eleganter, mit konkaver Flanke. Die Formgebung entspricht dem, was wir von den Bose Headphones 700 oder auch einigen Mitbewerbern kennen.

Die Idee, Umgebungslärm durch ein, im Kopfhörer dem Audio-Signal beigemischtes, invertiertes Korrektur-Signal auszulöschen, wurde ursprünglich für Piloten entwickelt. Dass die Modellbezeichnung QuietComfort zum Synonym für ein ganzes Segment wurde, war wegen der jahrelangen Technologieführerschaft der Amerikaner kein Wunder. Doch heute haben auch andere Mütter besonders leise Töchter, namentlich Branchenriesen wie Sony. Reicht da ein nochmals effizienteres aktives Noise-Cancelling (ANC) als Verkaufsargument aus?

Wohl kaum, wenn man wie Bose vom Listenpreis her eine ganze Ecke teurer ist, als die Konkurrenz. Entsprechend sind 3D-Audio mit immersivem Klangschaltkreis, Head Tracking, eine automatische Einmessung anhand der Ohrform („Custom Tune„) sowie verbesserte Sprachqualität und Tragekomfort die Schlagworte, mit denen Bose sich an die Spitze setzen will.

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Gute, nicht überragende Werte

Vom reinen Datenblatt her dürfte das schwer werden: Mit 24 Stunden Akkulaufzeit liegen die QuietComfort Ultra Headphones nur im guten Mittelfeld. Mit aktiviertem 3D-Audio verringert sich die Betriebsdauer auf 18 Stunden.

Beim Bluetooth setzt man auf den neuesten Standard 5.3. Davon profitiert erfahrungsgemäß vor allem die Verbindungsstabilität bei größeren Entfernungen zum Sendegerät. An Codecs führte Bose aus der Website unter den technischen Daten zum Zeitpunkt unseres Tests nur den Standard SBC sowie das bei iPhone-Usern beliebte AAC auf. Auch wenn widersprüchliche Informationen kursieren, besitzen die Bose QuietComfort Ultra Headphone einen Snapdragon-Prozessor vom Chip-Hersteller Qualcom, der den aptX Adaptive Bluetooth Codec unterstützt.

Denn beim Studium der Quellmöglichkeiten stießen wir gleich auf die nächste Ungereimtheit: USB-C wird dort unter „Eingänge“ geführt, dabei akzeptiert der Bose QuietComfort Ultra definitiv keine Digitalstreams per USB-Kabel. Der entsprechende Stecker dient nur dem Over-Ear-Kopfhörer zum Laden. Dazu gleich mehr im übernächsten Absatz.

Analoge-Quellen finden ebenfalls Gehör

Alternativ zu Bluetooth steht aber ein analoger Eingang zur Verfügung mit dem bei älteren Boses üblichen 2,5-mm-Klinkenstecker. Ein entsprechendes Adapter-Kabel gehört zum Lieferumfang. Damit steht auch dem Betrieb im Flugzeug (zusätzlicher Airline-Adapter vorausgesetzt) oder am Laptop mit deaktiviertem Bluetooth nichts mehr entgegensteht.

Außerdem kann man damit weiter Musik hören, wenn der Akku-Inhalt der QC Ultra Headphones aufgebraucht ist. Allerdings nicht wie bei vielen anderen Bluetooth-Kopfhörern im Passiv-Betrieb am Verstärker-Ausgang des Smart-Devices oder Laptop. Auch die analoge Zuspielung über das mitgelieferte Klinken-Kabel funktioniert nur mit eingeschaltetem Hörer. Deshalb muss bei leerem Akku das ebenfalls im Lieferumfang enthaltene USB-Kabel an eine Stromquelle angeschlossen sein, um die Elektronik des QuietComfort Ultra zu speisen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Dabei wird die Wiedergabe inklusive ANC ermöglicht, aber die Akkus werden während des Betriebs nicht geladen.

Das eigene 3D-Verfahren

Ist von „immersiver Wiedergabe“ die Rede, denken viele unwillkürlich an kanaldiskrete Surroundverfahren mit Höhenlautsprechern, etwa Dolby Atmos oder Auro-3D. Der Bose QuietComfort Ultra wird wie Soundbars mit diesem Schlagwort beworben, Bose macht allerdings klar, dass hier keine diskreten 3D-Streams zugespielt werden können und die Berechnung des Schallfeldes in der Höhe nach einem firmeneigenen Blow-Up-Algorithmus vonstatten geht.

Dieser lässt sich aktivieren, indem man die Hauptbetriebsart („Modi“) auf „Immersion“ in der App schaltet. Dann verwandelt der Bose QuietComfort Ultra jedes Eingangssignal mit seinem 3D-Aufbereiter in ein räumliches Schallfeld.

Das kann die Bose Music App

Die renommierte amerikanische Marke, die für ihren benutzerfreundlichen Ansatz bekannt ist, bleibt sich mit ihrer Bose Music App treu. Im Inneren der umweltfreundlichen Kopfhörer-Verpackung befindet sich ein praktischer Hinweis auf die entsprechende App mit einem QR-Code. Wegen der Test der Smart Soundbar 600 und den QC Ultra Earbuds befand sich die Bose Music App bereits auf meinem iPhone. Bose integriert verschiedene Produktkategorien nahtlos in die Musik-App, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. Es ist wichtig zu wissen, dass die ältere Bose Connect App nicht mit dem QC Ultra kompatibel ist. Für Android-Nutzer ist die Aussicht auf Google Pair eine zusätzliche Erleichterung, da der für die Nutzung der App erforderliche Bluetooth-Kopplungsprozess vereinfacht wird.

Die Funktionen, die sich über die App steuern lassen, entsprechen dem In-Ear der QuietComfort-Ultra-Serie. Man kann also die Shortcut-Befehle, die sich an den Ohrkapseln über Schalter und Wischbefehle (Lautstärkeregelung) des Over-Ears steuern lassen, individuell anpassen. Dazu zählt auch das Aufrufen der Sprachsteuerung des gekoppelten Smartphones. Und man kann eigene Szenarien anlegen und für diese die Intensität des ANC stufenlos anpassen. Man kann auch zwischen der gewöhnlichen Stereo-Wiedergabe und zwei verschiedenen Immersive-Modi wählen. Der eine („Unbewegt“) ist ein Fall für die Couch. Der andere („Bewegt“) – man ahnt es – ist für unterwegs gedacht.

Head Tracking hat den Dreh raus

Der Unterschied der beiden 3D-Programme liegt im Head Tracking. Durch einen Gyrosensor können die Bose QC Ultra Headphones Kopfdrehungen verfolgen und dafür sorgen, dass die Klangbühne nicht mitwandert – zumindest innerhalb gewisser Grenzen. Dazu kommen wir aber später im Hörtest. Wenn man den Bose-Kopfhörer allerdings draußen auf der Straße oder beim Sport verwendet, würde man die Head-Tracking-Technologie aber restlos überfordern. Das Ergebnis wären wilde, artifiziell wirkende Verschiebungen der akustischen Abbildung. Deshalb wird im Modus „Bewegt“ das Head Tracking stillgelegt. Die imaginäre Hörbühne dreht sich dann synchron mit dem Kopf – so, wie man es von gewöhnlichen Kopfhörern kennt.

Man könnte einen ganzen Aufsatz über die Einstellmöglichkeiten der Bose Music App verfassen. Aber wir verstehen unseren Testbericht nicht als Ersatz für die Bedienungsanleitung. Daher seien nur einige Besonderheiten noch erwähnt. Man kann den Klang der Bose QuietComfort Ultra Headphones mit einem Equalizer individualisieren. Dafür gibt es auch einige Sound-Presets. Wer den in der App angezeigten Namen der Bose nach eigenem Geschmack anpassen will, findet dafür ebenfalls eine Auswahl an Vorschlägen wie „Dark Star“, „Black Diamond“ oder „Atom“. Im Vertrauen auf die versprochene Laufzeit von 24 Stunden wählten wir Atom, in der Hoffnung, damit ohne Stromproblem durch den nächsten Winter zu kommen. Die umfangreichen Einstellmöglichkeiten der QC Ultra Headphones beinhalten sogar die Anpassung des Pegels, mit dem die eigene Stimme beim Telefonieren mit der Headset-Funktion über die Kopfhörer eingespielt werden.

Das aktive Noise-Cancelling in der Praxis

Bereits die kürzlich getesteten neuen Bose QuietComfort In-Ears verblüfften durch ein extrem leistungsfähiges aktives Noise-Cancelling. Man konnte ich damit ohne Musik über die Ohrhörer abzuspielen direkt vor einen auf Lautstärkestufe 4 mit Zimmerlautstärke spielenden Teufel Boomster stellen und hörte nichts als ein leichtes Säuseln von der Musik seines DAB-Tuners. Das war wirklich beeindruckend. Doch der Over-Ear setzte noch eins oben drauf: Bei Lautstärke 4 herrschte absolute Funkstille. Erst bei Level 6 oder 7 konnte man je nach Musikstück ganz leise den Gesang erkennen. Keine Frage, für Bonusmeilen-Schinder und andere Vielreisende stellen die Bose QC Ultra das Non-Plus-Ultra dar.

Doch nicht nur die Unterdrückung von Außengeräuschen funktioniert beim Over-Ear noch besser als beim In-Ear-Schwestermodell. Auch der Eigengeräuschpegel liegt ein ganzes Stück tiefer. Das geringere Grundrauschen des ANC-Kopfhörers dürfte vor allem für Klassik-Fans ein Argument sein, sich für den Over-Ear zu entscheiden. Im Aware-Modus, als „Wahrnehmbar“ in der App betitelt, kann man seine Umgebung akustisch sehr gut wahrnehmen. Zwar steigt dabei das hochfrequente Grundrauschen an. Doch gemessen an dem Wasserfall-Geräusch einiger Mitbewerber geht das absolut in Ordnung.

Klangbewertung der Bose QuietComfort Ultra Headphones

Abgesehen vom immersiven 3D-Klang folgen die neuen QuietComfort Ultra Headphones der ausgewogenen, angenehm warm abgestimmten Linie von Bose. Überraschungen in tonaler Hinsicht blieben daher aus. Dieser Klang geht runter wie Öl, man kann ihn auch lange, ja sehr lange entspannt genießen, was gerade für Langstrecken-Reisende ein eindeutiges Plus bedeutet. Der Over-Ear klingt gerade bei Stimmen weniger kantig als die QC Ultra Earbuds und vermeidet auch deren mitunter leicht artifiziellen Touch in höheren Stimmlagen. Allerdings wirkt der sehr homogene Hörer mit den milden Höhen unterm Strich selbst im Bass eine Spur weniger spektakulär als die In-Ears. Offenbar zielt Bose hier auch eher auf eine etwas reifere Zielgruppe.

Wie dem auch sei, den Bass-Bereich geben die QuietComfort Ultra Headphones zwar voluminös und mit ordentlichem Tiefgang wieder. Doch es fehlt ihnen das letzte Quäntchen Kick, das Musik derart dynamisch grooven lässt wie mit den Ultra-Earbuds. Dafür sind sie gerade im Stimmbereich neutraler und sie liefern für geschlossene Over-Ears eine sehr ordentliche Transparenz. Allerdings sticht der Unterschied zwischen normalem Stereo und 3D-Klang nicht so deutlich hervor wie mit den Earbuds. Das gilt sowohl für den Raum-Effekt als auch in positiver Hinsicht für den fehlenden, leicht artifiziellen Beigeschmack von Stimmen. Die oftmals leicht verzögerte oder gar fehlgeleitete Nachführung der Hörbühne war bei beiden Modellen ähnlich. Mit solchen Kompromissen muss man leben – gerade, wenn man keinen Infrarot-Sender wie bei einigen Gaming-Headphones hat, um die Mitte der Bühne festzulegen.

All diese Eigenschaften zusammen, machen den Langzeit-Hörer für reifere Semester aus, die ihren Kopfhörer in der Bahn oder im Flugzeug auch einfach mal verwenden möchten, um sich von der geräuschvollen Umgebung zu entkoppeln.

Test-Fazit und Alternativen zu den Bose QuietComfort Ultra Headphones

Die Bose QuietComfort Ultra Headphones gehören zu den teuersten Over-Ears mit ANC und müssen sich dementsprechend mit der audiophilen Konkurrenz messen. Doch anders als bei den meisten von denen steht bei Bose das Versprechen der maximal möglichen akustischen Entkopplung von der Umgebung im Vordergrund. Denn, wenn es um das letzte Quäntchen Auflösung geht, lässt der QuietComfort Ultra Over-Ear-Kopfhörern wie dem Bowers & Wilkins Px7 S2 oder dem Sennheiser Momentum 4 Wireless den Vortritt. Eine günstigere Alternative wäre auch der Teufel Real Blue Pro mit ähnlich gutem ANC, knackigerem Punch und größerem Dynamikumfang.

Mit seinem Fokus auf die Kombination aus ultrawirksamen Active Noise-Cancelling und innovativen 3D-Klang drängt sich ungeachtet der anderen Bauweise der Vergleich mit den Bose QC Ultra Earbuds auf. Wer vor allem auf Kurzstrecken im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist und knackige Pop-, Dance- oder Rock-Musik hört, kann es mit den In-Ears besser krachen lassen und auch noch Geld sparen. Zudem sind sie unterwegs einfach handlicher.

Obwohl sich der Over-Ear falten lässt, landet er in Sachen Mobilität gegen die Earbuds keinen Stich. Wer mit Senator-Status zwischen Ländern und Kontinenten unterwegs ist, für den sind schon allein wegen des längeren ununterbrochenen Dauerbetriebs und der Nutzbarkeit am Kabel mit dem Bordentertainment die QuietComfort Headphones die bessere Wahl – selbst wenn die Reiseziele keine 200.000 Kilometer entfernt sind. Außerdem passt der Over-Ear mit seiner Abstimmung besser zum entspannten Musikhören.

Technische Daten Bose QuietComfort Ultra Headphones

  • Preisempfehlung des Herstellers: 500 Euro
  • Bauart: Over-Ear
  • Wandlerprinzip: Dynamisch
  • Gewicht: 250g
  • Besonderheiten: aktives Noise-Cancelling, 24 h Akkulaufzeit, 3D Immersive Audio (proprietäres Verfahren), App-Steuerung, Freisprech-Einrichtung, USB-C-Eingang
  • Mehr unter: bose.com

Der Beitrag Test: Bose QuietComfort Ultra Headphones erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.

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