Eine Hochleistungslimousine wie den Audi S8 so zu konstruieren, dass sie die Fondpassagiere bequem weit und schnell befördert, ist eine noch größere Herausforderung als der Komfort für zwei Personen auf den Vordersitzen.
Nick- und Gierbewegungen sind für alle Insassen unangenehm, weshalb eine weiche Federung nicht mit gutem Fahrkomfort gleichgesetzt werden sollte. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass die Insassen auf den Rücksitzen bei jedem Richtungswechsel das Gefühl haben, am Ende einer Kirmeswippe zu stehen, wenn der Drehpunkt des Fahrgestells zu weit vorne liegt.
Wenn es also gelingt, ein gutes sekundäres Fahrverhalten mit einer guten Karosseriekontrolle bei hohen Geschwindigkeiten, geringen Wankwinkeln, einem gut platzierten dynamischen Drehpunkt und einer Hinterachslenkung zu kombinieren, kann das Fahrzeug eine kurvenreiche Straße hinunterfahren, ohne dass die Insassen seekrank werden.
Da Limousinenbesitzer immer auf dem Rücksitz sitzen, lege ich großen Wert darauf, auf dem Rücksitz jeder zu testenden Limousine mitzufahren. Dies hat es mir ermöglicht, die primären und sekundären Fahreigenschaften, den Sitzkomfort und die Kabinenveredelung der Spitzenmodelle von Audi, BMW und Mercedes der letzten vier Jahrzehnte zu bewerten.
Fahrer auf dem Rücksitz
Die Mercedes S-Klasse hat sich im Laufe der Zeit den Spitzenplatz bei der sekundären Fahrqualität und der Absorption von Bodenwellen bei niedrigen Geschwindigkeiten gesichert, aber es macht keinen Spaß, schnell eine kurvenreiche Straße hinunterzudüsen. Der BMW 7er ist fahrerorientierter und daher angenehmer zu fahren, aber weniger geschmeidig auf dem Rücksitz.
Der Audi A8 und seine S8-Hochleistungsvariante haben es geschafft, sich mehr oder weniger in der Mitte zwischen ihren beiden deutschen Stallgefährten zu positionieren, und sind sowohl vorne als auch hinten sehr komfortabel. Und bis vor kurzem war der Audi der einzige der drei, der dank seines quattro-Allradantriebs über Allwetterkompetenz verfügte.
Bei der Markteinführung der aktuellen Generation des Audi S8 in der Nähe von Barcelona im November 2019 wurde ich von einem professionellen Audi-Rennfahrer vom Flughafen zu unserem Lunch-Treffpunkt chauffiert, der mich zügig über eine 25 km lange Strecke dirigierte, die einen Autobahnabschnitt, eine kurvenreiche Küstenstraße und einen mit Bodenwellen gespickten städtischen Asphalt umfasste.
Dieses breite Spektrum sehr unterschiedlicher Straßen unterstrich die totale Dominanz des prädiktiven aktiven Fahrwerks von Audi und machte meine Fahrt auf dem Rücksitz sowohl unterhaltsam als auch augenöffnend.
Am beeindruckendsten war, wie gut Unebenheiten bei Stadtgeschwindigkeit unterdrückt wurden, obwohl der Testwagen mit den optionalen 21-Zoll-Rädern ausgestattet war. Die aktive Aufhängung rundete Unebenheiten bei niedrigen Geschwindigkeiten gut ab und sorgte für ein Fahrgefühl wie Kaschmir, während bei hohen Geschwindigkeiten die eiserne Kontrolle über die Karosserie und das deutliche Fehlen von Wankbewegungen in schnellen Kurven die Highlights waren. In dieser Hinsicht liegt der S8 in der Spitzengruppe, was den Fahrkomfort auf den Rücksitzen angeht, und ich fragte mich, wie viel mehr gefühlter Komfort mit den serienmäßigen 20-Zoll-Rädern erreicht werden könnte.
Scharf gekleideter Mann
Spulen wir ins Jahr 2023 vor, und Audis leistungsstarke Flaggschiff-Limousine bleibt unter ihrer schlanken Aluminiumhaut weitgehend unverändert, sieht aber dank eines kürzlich erfolgten Facelifts, das die vorderen und hinteren Stoßfänger, Scheinwerfer, den Kühlergrill und die Leichtmetallräder umfasst, jetzt noch schärfer aus.
Die „Augen“ des Systems sind die nach vorne gerichteten Kameras im oberen Bereich der Windschutzscheibe, die die Straße vor ihnen abtasten, um Bodenwellen oder andere Hindernisse zu erkennen und die Daten an das Steuergerät weiterzuleiten.
Der Computer ermittelt dann in Millisekunden den Abstand zu einem Hindernis, wie zum Beispiel. einer Bodenwelle, und hebt die Federung rundherum um 50 mm an, um einen maximalen Federweg zur Verfügung zu stellen und so den Stachel einer Bodenwelle zu nehmen. Während das System die Auswirkungen großer, langwelliger Bodenwellen deutlich mildert, verursachen die kurzen, scharfen Gummibodenwellen, die in einigen Teilen Spaniens verwendet werden, ein hörbares „Donnern“ des niedrigprofiligen Gummis. Aber das ist mehr zu hören als zu spüren.
Die vorausschauende aktive Federung ist kein Eintagsfliege, und die überragende Fahrqualität ist nur eine ihrer Stärken. Mit zunehmendem Alter wird es immer mühsamer, in niedrige Autos ein- und auszusteigen. Das System trägt dem Rechnung, indem es die statische Fahrhöhe automatisch um 50 mm anhebt, um den Einstieg zu erleichtern, wenn Sie das Auto entriegeln und einen Türgriff berühren. Wenn Sie das Fahrzeug anhalten und eine Tür öffnen, hebt sich die Federung erneut an, um Ihnen das Aussteigen zu erleichtern. 10 Sekunden nach dem Schließen und Verriegeln der Türen kehrt die Fahrhöhe auf den Normalwert zurück.
Schwebende Animation
Die Seitenkräfte, die durch das Wanken in Kurven verursacht werden, sind eine weitere Quelle von Unbehagen für die Passagiere, und dies wird durch die Kurvenneigungsfunktion angegangen, die die Karosserie in Kurven um bis zu drei Grad neigt. Diese Funktion hat die größte Wirkung bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 130 km/h und einer Querbeschleunigung von bis zu 0,4 g.
Die dynamische Allradlenkung dreht die Hinterräder in die entgegengesetzte Richtung wie die Vorderräder, um den Wendekreis bei Parkgeschwindigkeiten um bis zu 1,1 Meter zu verkleinern. Damit erreicht die LWB-Version des Audi-Flaggschiffs den Wendekreis des viel kleineren A4 von 11,4 Metern. Bei Geschwindigkeiten über 60 km/h können sich die Hinterräder um bis zu 1,5 Grad in die gleiche Richtung wie die Vorderräder drehen, um den Radstand des Fahrzeugs effektiv zu verlängern und so die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten zu erhöhen.
Die Geschwindigkeit, mit der diese Luftfederungselemente arbeiten, kann nur mit 48-Volt-Elektromotoren erreicht werden, deren Hochstromfähigkeit einem 12-Volt-System weit überlegen ist. Dies ist das elektrische Äquivalent zu einem hohen Drehmoment in einem Automotor.
Audis Version des 3.996-ccm-Doppelturbo-V8 des VW-Konzerns EA825, der 2017 debütierte, leistet 571 PS bei 6.000 U/min und 800 Nm Drehmoment von 2.000 bis 4.500 U/min. Dank der quattro-Traktion ist der S8 in der Lage, in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Damit übertrifft er seine Konkurrenten von BMW und Mercedes auf dem Weg zu einer elektronisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sowohl für die normale als auch für die LWB-Version. Leider gibt es kein optionales Dynamik-Paket im Stil des RS6, mit dem diese Geschwindigkeit auf 300 km/h erhöht werden könnte.
Dynamische Exzellenz
Auf schnellen Autobahnkilometern zeigt der S8 eine unbestechliche Stabilität und die Fähigkeit, bequem Kilometer zu sammeln, während sein Vierzylinder-Abschaltmodus einen lohnenden Beitrag zum Kraftstoffverbrauch bei einer Fahrt mit leichtem Gaspedal leistet. Als ich es nicht eilig hatte und die Zylinderabschaltung so oft wie möglich aktivierte, kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von 9,0 l/100 km, was für eine 571 PS starke und 2.295 kg schwere Limousine beeindruckend ist!
Das Gegenstück dazu ist ein verheerend schnelles Überlandpotenzial, solange der Asphalt breit ist, wie auf den geschwungenen Landstraßen zwischen der Autobahn 8 und dem Raum Mindelheim im tiefsten Bayern. Allerdings hilft die Hinterachslenkung in engeren Kurven mehr, als man denkt, ebenso wie die hintere Drehmomentverteilung des serienmäßigen Sportdifferenzials, wenn man in den Kurven Gas gibt.
Während der S8 Sie ganz bequem dahingleiten lässt, hat Audi alles so arrangiert, dass die singende Stimme des V8 mit gebogener Kurbelwelle bei Vollgas laut und deutlich zu hören ist. Mit dem ersten Druck auf das rechte Pedal erinnert er Sie daran, dass er ein echtes Herz unter der Haube hat.
Ruhig und gelassen
Der Kontrapunkt dazu ist das fast lautlose Dahingleiten bei 160 km/h im achten Gang des sanften Tiptronic-Getriebes. Diese beiden Extreme verleihen dem S8 einen dualen Charakter, der an eine gespaltene Persönlichkeit grenzt.
Ein Luxusauto mit einem großen Innenraumvolumen und einem geringen Maß an mechanischen und äußeren Geräuschen ist zwar ein guter Ausgangspunkt, aber es gibt immer noch viele Herausforderungen, die ein Audiosystem bewältigen muss. Die größte davon ist die Bereitstellung einer möglichst geringen Beeinträchtigung der Klangqualität und des Klangbilds für alle vier Sitzplätze.
In den meisten Fällen werden Limousinen mit langem Radstand von Chauffeuren gefahren, so dass die Klangwiedergabe auf die Insassen der hinteren Sitze ausgerichtet werden muss. Sind dagegen nur die Vordersitze besetzt oder ist nur der Fahrer an Bord, sieht das Klangfeld wieder anders aus.
Privater Hörraum
Unterstützt durch die Doppelverglasung bietet der gut isolierte Innenraum die perfekte Umgebung für ein erstklassiges Audiosystem wie das Bang & Olufsen Advanced Sound System, das über seinen 23-Kanal Class-D-Verstärker 1.920 Watt an 17 Lautsprecher liefert.
Ein weiteres Merkmal des Systems ist die Fahrzeuggeräuschkompensation (Vehicle Noise Compensation, VNC), die in der Lage ist, Außengeräusche zu erkennen und deren Lautstärke subtil zu kompensieren. Wenn die Geräusche beseitigt sind, wird die Lautstärke wieder heruntergeregelt.
Der Clou ist der Fraunhofer Symphonia 2.0 3D-Algorithmus, der einen fortschrittlichen DSP-Algorithmus verwendet, um ein 3D-Klangfeld für alle Insassen zu erzeugen. Dieser Algorithmus nutzt die Mitteltöner und zusätzliche Breitbänder in den A-Säulen und im hinteren Dachhimmel, um ein holografisches Klangfeld zu erzeugen, in dem Sie Musikinstrumente und Stimmen mit überzeugender Tiefe, Ausbreitung und Höhe wahrnehmen.
Das B&O 3D Advanced Sound System verfügt über ein Paar Acoustic Lens Technology (ALT) Hochtöner, die aus den äußersten Ecken des Armaturenbretts herausragen. Alle Hauptlautsprecher in den Türen und der Hutablage sind in sich geschlossen und strahlen in den Innenraum. Da sie nicht Teil der Fahrzeugstruktur sind, erzeugen sie bei hohen Lautstärken keine unangenehmen Resonanzen und geben keine Geräusche ab, die die Menschen draußen beim Vorbeifahren stören könnten.
Die Verteilung der Lautsprecher, die von der 3D-Sound-Technologie gesteuert werden, kann einfach über den Haupt-Touchscreen optimiert werden, um die Einstellungen für Fokus, 3D-Sound, Surround-Pegel und die geschwindigkeitsabhängige Steuerung anzupassen.
Mit der Focus-Steuerung können Sie die Klangverteilung in den Modi „Alle“, „Vorne“, „Hinten“ und „Film“ optimieren. Der letzte Modus wird verwendet, wenn Sie eine DVD oder einen heruntergeladenen Film abspielen.
Maßgeschneiderter Klang für den Audi S8
Die Intensität des 3D-Klangs kann in diskreten Stufen von Niedrig über Mittel bis Hoch eingestellt und natürlich auch ausgeschaltet werden. Der Surround-Level verfügt über einen horizontalen Schieberegler mit Einstellungen von 0 bis 18. Der VNC verwendet ebenfalls einen horizontalen Fader, der von 0 bis 24 reicht.
Bei anständig dynamischer Musikwiedergabe erwies sich dieses B&O-System als überzeugend musikalisch, ohne Spuren der hellen, hartkantigen Höhen, die wir vor einigen Jahren bei B&O-Systemen in Audi, BMW und Mercedes-Modellen erlebt haben, die mit den ersten in der Armaturentafel montierten akustischen Linsenhochtönern ausgestattet waren.
Die B&O-Ingenieure haben eine Weile gebraucht, um die Abstimmung des Klangverarbeitungssystems vollständig zu meistern, aber dieses neueste Flaggschiffsystem hat eine gute tonale Ausgewogenheit und einen räumlichen und einnehmenden Klang, den Sie genießen können, egal ob Ihre Reise kurz oder lang ist.
Fazit: Audi S8 mit B&O Advanced Soundsystem
Das neueste Facelift des S8 baut auf dem Auto von 2019 auf, mit besserem Aussehen, beeindruckender Geschwindigkeit auf der Geraden, einem klassenführenden Fahrwerk und einem hochmodernen Innenraum. Wenn wir uns für ein schnelles und äußerst komfortables Auto für eine lange Reise bei jedem Wetter entscheiden müssten, würde der Audi S8 ganz oben auf unserer Liste stehen.
- Preis Audi S8: ab rund 151.300 Euro
- Preis Bang & Olufsen Advanced 3D Sound System: 5.300 Euro
- Mehr Infos: audi.com/
Der Beitrag Audi S8 mit B&O Advanced Sound System im Test erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.
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