Test: Bose QuietComfort Ultra Earbuds TWS
Hinter den Bose QuietComfort Ultra Earbuds aus diesem Test steht jahrzehntelange Erfahrung mit aktiver Unterdrückung von Umgebungslärm durch ein, im Kopfhörer dem Audio-Signal beigemischtes, invertiertes Korrektur-Signal. Quiet Comfort von Bose – diese Bezeichnung verwenden viele Flugreisende fast als Synonym für mobile Kopfhörer mit besonders effektivem aktivem Noise-Cancelling (ANC). Kein Wunder, waren doch die US-Amerikaner mit ihren On-Ear-Modellen der QC-Reihe die absoluten Pioniere dieser Technologie und beherrschten das Segment lange nach Belieben.
Schon 1986 starteten Jeana Yeager (nicht verwandt mit dem legendären Testpiloten Chuck Yaeger) und Dick Rutan beim Versuch, die Welt mit dem Leichtflugzeug Voyager ohne Zwischenlandung zu umrunden, mit den Prototypen der im Jahr 2000 eingeführten QuietComfort-Kopfhörer. Schließlich mussten die Voyager-Konstrukteure zur maximalen Gewichtsreduktion auf jegliche Dämmung verzichten.
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Lange Erfahrungen mit ANC
Auch ich trug auf Flugreisen lange Jahre QuietComfort-In-Ears der ersten Generation. Die war noch kabelgebunden und hatte ein flaches, aber recht breites Elektronik-Kästchen mit Akku in der Leitung. Darin generierten miniaturisierte Schaltungen Hilfe von Mikrofonen Antischall zur Auslöschung der von außen eindringenden Störgeräusche im Ohr. Das ANC sorgte zwar für ein kleines Rauschen. Doch dort, wo man mit einem Schalter an der Kabelfernbedienung das Active Noise-Cancelling aktivierte – etwa in Zügen, S-Bahnen, Flugzeugen oder an belebten Straßen überwogen eindeutig die Vorteile.
Das QuietComfort-ANC war nicht nur für damalige Verhältnisse überragend effektiv. Es war quasi die Mutter aller ANCs. Als ich auf einem Straßenfest mit schrägen, aber extrem lauten Bands zu einer Verabredung unterwegs war, konnten die kleinen Bose-Ohrstöpsel den ganzen Krach bis in die tiefen Bässe beseitigen – genial. Dazu kam ein toller Tragekomfort durch speziell geformte Silikonpolster und eine besondere Abstimmung. Dank Bassanhebung durften die Bose QuietComfort locker im Ohr sitzen, ohne das der Bass wie bei üblichen In-Ears darunter litt. Das war bei langen Reisen ein Riesen-Komfortgewinn.
Am Anfang schwer auf Draht
Mit den Bose QuietComfort Bluetooth-Earbuds beseitigte die 1964 von Professor Amar G. Bose in der Nähe von Boston gegründete Marke den einzigen Schönheitsfehler: das lästige Kabel verschwand. Die zahlreichen True-Wireless-Varianten der QuietComfort-Reihe haben den Schwachpunkt mit dem Kabel und dem Kästchen inzwischen ausgemerzt. So war ich sehr gespannt, wie es der Nachfolger der QuietComfort Earbuds II gegenüber dem Ur-Modell mit dem Rauschen hält und wie effektiv sein über die Jahre gereiftes Active Noise-Cancelling sein würde? Die bisherigen Bose-TWS-In-Ears gingen dank der vielen Themenfelder nämlich weitgehend an mir vorbei.
Den in Schwarz oder Weiß erhältlichen Nachfolger der QuietComfort Earbuds II mit verbesserter Technologie können wir gleich zum Marktstart ausgiebig testen. Die Außenflanken der Bluetooth-In-Ears sind jetzt in Matt-Metallic gehalten, am Formfaktor ändert sich aber nichts: Auch die Ultras sind voll drahtlose Earbuds (TWS) mit einem nach unten ragenden Stiel-Gehäuse, das allerdings breiter und deutlich kürzer ausfällt als etwa bei Apple und B&O. Allerdings lassen sie sich nur mit etwas Geduld und Fibgerfertigkeit aus dem Ladecase pulen.
Den Markennamen teilen sich die Earbuds übrigens mit den bekannteren On-Ear-Kopfhörern von Bose, was bei der Suche nach technischen Daten für einige Verwirrung sorgen dürfte.
Nützliche Neuerungen
Bei Konnektivät und Musik-Decodierung haben die Ultras eine deutliche Aufwertung gegenüber den QuietComfort II erfahren: Neben dem auch bisher schon unterstützten AAC ist beim QC Ultra auch aptX Adaptive und aptX Lossless als Codec enthalten. So können sowohl Apple iPhone als auch Android-User qualitativ hochwertige drahtlose Übertragung erwarten. Letztere mussten nämlich bisher mit dem einfachen SBC-Codec Vorlieb nehmen. Bluetooth integrierte Bose in der sehr aktuellen Version 5.3 integriert, so dass man maximale Verbindungsstabilität erwarten kann.
Den Mehrpreis gegenüber den Vorgängern soll vor allem die neue Integration von Immersive Audio inklusive Head Tracking rechtfertigen. Die Bose QuietComfort Ultra besitzen Lagesensoren, um die Kopfbewegungen zu verfolgen und zu verhindern, dass die imaginäre Hörbühne bei Kopfbewegungen mitwandert. So sollen die Bluetooth-In-Ears mittels eines cleveren immersiven Raumsimulations-Programms einen wirklich räumlichen 3D-Eindruck wiedergeben können. Dazu muss man in der Bose Music App Immersive Audio mit Head-Tracking-Modus „unbewegt“ (wenn man vor einem Monitor oder auf der Couch sitzt) anwählen. 3D-Audio lässt sich auch ohne Head Tracking „Bewegt“ für unterwegs verwenden (was die Technologie überfordern würde) oder komplett deaktivieren.
Der Modus mit dem vollen Feature-Umfang kostet allerdings Akkulaufzeit, die mit 6 Stunden unabhängig vom Case ohnehin nicht allzu üppig bemessen ist. Man sollte von allerhöchstens 4 Stunden mit Head Tracking ausgehen. Auf die Wirkung von 3D-Klang und Head Tracking gehen wir später im Hörtest ausführlich ein.
Anpassung ans Ohr
Geht es um das Einsetzen der Earbuds ins Ohr, geht Bose etwas andere Wege als die Konkurrenz: zwar müssen auch die Ultra Earbuds den Gehörgang dicht abschließen, man muss sie jedoch lange nicht so tief einführen wie andere Mitbewerber. Das sorgt für spürbar mehr Tragekomfort, birgt allerdings auch die Gefahr, dass die Earbuds bei deutlicher Bewegung sich aus dem optimalen Sitz lösen.
Damit das nicht passiert, liefert der Hersteller neben den ovalen Adaptern für den Gehörgang zusätzliche Silikonringe mit kleinen Finnen mit. Die greifen im Inneren der Ohrmuschel, um ein Herausfallen zu verhindern. Man sollte sich Zeit nehmen, die optimale Kombination für jedes Ohr herauszufinden, dann bieten die Bose QuietComfort Ultra Earbuds eine fast unschlagbare Kombination aus Tragekomfort und sicherem Sitz. Das gilt insbesondere, als dass die neuen In-Ears bei mir mit den standardmäßig vormontierten Ohrdaptern perfekt saßen – im Sinne von minimalem Druckgefühl und zumindest beim Herumlaufen jenseits sportlicher Betätigungen auch noch sicherer im Gehörgang saßen als viele andere TWS-In-Ears aus den Tests der letzten Zeit.
Die Sache mit der App hat die für besondere Benutzerfreundlichkeit bekannte US-Marke sehr gut gelöst. Ein Hinweis auf die passende App mit QR-Code in den App Stores von Apple und Google befindet sich auf der Innenseite des Deckels der kunststofffreien Verpackung. Die Bose Music App befand sich wegen des gemeinsam von STEREO GUIDE und LowBeats durchgeführten Soundbar-Tests mit dem Smart Soundbar 600 noch auf meinem iPhone. Bose fasst in der Music App praktischerweise unterschiedliche Produktkategorien zusammen. Die ältere Bose Connect App ist für den QC Ultra nicht geeignet. Wer ein Android Smartphone oder Tablet verwendet, kann sich über Google Pair freuen, das die zur Nutzung der App nötige Bluetooth-Koppelung noch einfacher macht.
Der Name der Bose
In der Bose Music App gibt es Gadgets wie Namensvorschläge zur individuellen Benennung des Kopfhörers. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit „Bass Bumper“, „Earphoria“, „Moonwalk“ oder „Milkshake“ (wie kommt man auf die Idee?) oder „The Flash“. Sachlich wie wir Tester nun mal sind, entschieden wir uns für „Bose QC Ultra Earbuds“.
Bose Music App kann man auch die Touch-Befehle der berührungsempfindlichen Oberflächen der beiden Ohrstöpsel nach seinem Geschmack anpassen. So lässt sich über diese Shortcuts die Wiedergabe steuern, ohne das Handy aus der Tasche zu nehmen, die Sprachassistenten Siri respektive Google Assistant zu aktivieren oder auch das ANC zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenz-Funktion zur Wahrnehmung der Umwelt umschalten. Zum Dialog mit der Außenwelt trägt auch ein smarter Trick bei: Wenn man einen der beiden In-Ears aus dem Ohr herausnimmt, schaltet der andere automatisch auf Durchzug. Zum Annehmen von Telefonanrufen genügt ein Fingertipp auf den QC Ultra im rechten Ohr. Nettes Feature: Der Bose sagt sogar an, wer gerade anruft, sofern der Name zur Nummer auf dem Smartphone gespeichert ist. Die Sprache der Ansagen lässt sich in der App wählen.
Ein weiteres interessantes Feature verdient ebenfalls Erwähnung: Der Custom Tune Test. Nach dem Einsetzen in die Ohren spielen die beiden Bose einen Sweep ab. Mit diesem Earbud Seal-Test prüfen die Bluetooth-In-Ears den richtigen Sitz. Man kann den Test aber auch jederzeit in der App erneut abrufen. Wir haben mal den den linken QC Ultra etwas herausgezogen und mit dem automatischen Check die Probe aufs Exempel gemacht: Nach dem Test erschien eine Warnung für den entsprechenden Earbud.
Herausragend guter Transparenz-Modus
Bei der Namensgebung der ANC-Funktionen ging Bose eigene Wege: Aktiviertes ANC verbirgt sich hinter der Bezeichnung „Leise“, der Transparenz-Modus hinter „Wahrnehmbar“. Zu unserer großen Überraschung war im Modus „Wahrnehmbar“ nicht das sonst übliche, oft extrem starke Rauschen wahrnehmbar. Diese negative Nebenwirkung begleitet leider bei unseren Tests mit Kopfhörern anderer Hersteller, die über die integrierten ANC-Mikrofone durchgeschleifte Wiedergabe von Ansagen oder Konversationen. Da setzt der Bose QC Ultra wirklich Maßstäbe. Der In-Ear erweckt damit sogar den fast Eindruck von natürlicher Umgebungs-Wahrnehmung ohne technisches Gerät in den Ohren.
Man kann sogar für eigene Szenarien eine Reihe von Namen aus einer Liste wählen und dann für die entsprechenden Anlässe, etwa für draußen die Wirkung des Active Noise-Cancellings mit einem Slider in der App auf dem Bildschirm anpassen.
So überragend wie Bose die Sache mit dem Durchschleifen von Umgebungsgeräuschen bei Bedarf gelöst hat – ein Manko erscheint mir fast noch ausgeprägter als beim eingangs beschriebenen Meilenstein QC 20: Bose hat zwar in den letzten 10 Jahren die lästigen Leinen gekappt, aber nicht das Rauschen beseitigt. Hier zahlt der aktuelle QC Ultra offenbar den Preis für sein extrem leistungsfähiges Active Noise-Cancelling, das immer noch unglaublich effektiv gegen Umgebungslärm wirkt. Eine derartig krasse Unterdrückung von Außengeräuschen ist offenbar auch mit modernsten Mitteln nicht ohne Nebenwirkungen zu haben. Da mag für den Anwender paradox wirken, im Transparenzmodus deklassiert der QuietComfort die meisten Mitbewerber, dafür rauscht er ausgerechnet mit ANC, wenn man eigentlich totale Ruhe haben möchte, mehr als die meisten anderen. Selbst der nach heutigen Maßstäben uralte QC 20 kann da locker mithalten.
3D-Klang und Noise-Cancelling in der Praxis
Damit wären wir auch schon mitten im Hör- und -Praxistest. Was das ANC leistet, ist nach den Erfahrungen mit den ganzen Noise-Cancelling-Hörern der letzten Zeit wirklich äußerst bemerkenswert. So konnte ich mich beispielsweise bei pausierender Musik-Wiedergabe über die In-Ears direkt vor unseren immer wieder als Vergleich in der Bluetooth-Mittelklasse herangezogenen Teufel Boomster stellen und aufdrehen. Noch bei Stufe vier drang nichts als ein leichtes Säuseln ans Ohr.
Derartige akustische Stunts sind bei anderen Hörern dieser Preisklasse wie dem gerade erst getesteten Denon PerL Pro völlig undenkbar. Der japanische In-Ear bezog ohnehin den größten Teil der Geräuschdämpfung aus mechanischer Isolation. Das aktive Noise-Cancelling machte da nur einen marginalen Unterschied im Oberbass aus. Allerdings zahlte sich der Verzicht durch vergleichsweise geringes Grundrauschen bei aktiviertem ANC aus.
So eindrucksvoll wie die Außenlärm-Unterdrückung funktioniert bei den QuietComfort Ultra Earbuds auch die Sache mit dem 3D-Effekt. Zwar bekommt der Algorithmus, den Bose für die räumliche Aufbereitung von Stereo-Aufnahmen verwendet, die Musik nicht soweit aus dem Kopf heraus, dass man Musik genauso wie im Live-Konzert oder zumindest wie mit HiFi-Boxen erleben kann. Das ist auch ein Grundsatzproblem, auf das wir schon bei einigen anderen Kopfhörer-Tests eingegangen sind.
Magie im Spiel
Doch der Zauber funktioniert immerhin so gut, dass einen viel weniger als üblich das Gefühl überkommt, einem Kopfhörer zu lauschen. Da kann der Denon PerL Pro mit voll aufgedrehtem Immersive-Modus nicht mithalten. Es lässt sich gar nicht so leicht an einzelnen Punkten erläutern. In der Gesamtheit hat man gerade beim Eintauchen in die Musik-Wiedergabe, wenn man es nicht wie ein Tester darauf anlegt, den vielbeschworenen dritten Geiger von links im Orchester zu orten, das Gefühl, welches man von natürlichem Hören ohne Knöpfe im Ohr kennt.
Vor allem ging es uns im Test so, dass einen nach dem Abschalten des 3D-Klangs etwas fehlte – ein Effekt, den ich etwa vom Porsche Panamera mit Auro 3D kenne, den ich vor Jahren für ein anderes Online-Magazin testete. Das verhält sich mit solchen Effekten nämlich in der Regel eher umgekehrt und stellt Bose ein gutes Zeugnis für den Raumklang-Algorithmus aus. Lediglich die Bezeichnung der beiden Immersive-Audio-Modi finde ich etwas verwirrend. (Die App hat offensichtlich ein kleines Übersetzungsproblem, springt auch in den Anleitungen zwischen deutschen und englischen Begriffen). Aber das Head Tracking funktioniert im Modus „Unbewegt“ so gut, dass die Musik sogar hinter den Kopf wandert. Das verleitete mich zu imposanten Klangexperimenten auf meinem Drehbaren Bürostuhl, denn mit dem maximalen Drehwinkel des Kopfs sind die bemerkenswerten Fähigkeiten des Bose QuietComfort Ultra noch lange nicht ausgereizt.
Spass am Bass
Das Resultat finde ich höchst respektabel. Vor vielen Jahren hatte ich mich ausführlich mit den Studien von Dr. Günther Theile vom IRT zu räumlichen Hören mit Kopfhörern und dem AKG K1000 in einer Spezialausführung, die auf Experimenten auf der Raumstation MIR basierte, auseinandergesetzt. Einmal hatte ich mir aus der Redaktion meiner damaligen Zeitschrift einen Neumann-Kunstkopf geliehen, um zu Hause mit meiner Surround-Anlage 3D-Aufnahmen zu machen. Daher weiß ich, wie schwierig es ist, eine Phantomschallquelle mit einem Kopfhörer hinter dem Rücken zu platzieren. Und Bose schafft das Kunststück einer räumlichen Wiedergabe sogar mit normalen Stereo-Aufnahmen. Chapeau!
Bei schnellen Kopfbewegungen kam es im Hörtest schon mal zu leicht verzögerten Nachzieheffekten. Und manchmal blieb die Solo-Stimme, die eigentlich von vorne aus der Mitte kommen müsste, schräg hinterm Kopf stehen, wenn man längst wieder nach vorne schaute. Aber besser habe ich das Ganze noch nicht gehört. Es gibt zwar noch etwas Luft nach oben für etwaige Mega-Ultra-MKII-Versionen des Bluetooth-In-Ears. Doch was Bose mit den QuietComfort Ultra Earbuds in Sachen Immersive Audio geschaffen hat, ist ganz großes Kino und macht bisweilen mit der richtigen Musik Gänsehaut.
Den grundsätzlichen 3D- respektive Spatial-Audio-Effekt, wie es einige nennen, muss man sich wie folgt vorstellen: Die Solo-Stimme in der Mitte der Bühne gewinnt an Kontur und Größe, kommt scheinbar ein Stück nach oben und von weiter vorne. Dabei wirken gleichzeitig alle Klangkörper deutlich plastischer. Das Head Tracking reagierte sogar darauf, ob ich meinen Kopf nach unten oder oben bewegte.
Bässe gelingen einfach am „bässten“
Tonal bekam Bose eine satte, Eindruck-schindende Abstimmung hin. Der Bass ertönt kräftig, beeindruckt gleichzeitg mit Kick und Kontur. Das bekommen in dieser Qualität und Quantität nur ganz wenige In-Ears hin. Sicher dürfte es manche geben, denen der Bass vielleicht etwas zu dominant erscheint. Doch es gibt Forschungen, unter anderem von Altmeister Sean Olive, die besagen, dass Kopfhörern ein kleiner Boost im Bass grundsätzlich gut tut, um den psychoakustischen Effekt durch fehlenden Körperschall auf dem Zwerchfell auszugleichen.
Wer Hip-Hop. Pop oder Rock mag, wird sicher wie wir seinen Spaß an dem satten, tiefen Punch haben. Ganz gleich, ob wir die Bose QuietComfort Ultra Earbuds mit elektronischen Beats wie bei „Empire State Of Mind“ von Jay Z feat. Alicia Keys oder akustischem Schlagzeug wie bei einer alten Genesis-Live-Aufnahme mit Peter Gabriel bei „Back In NYC“ fütterten: Der Klang begeisterte durch Kick und kräftigem, präzisen Durchzug bis in die untersten Oktaven. Auch der Dynamik-Umfang überzeugt. Das macht einfach an, hat Drive, der mitreißt.
Weniger Begeisterung als die tiefen Töne dürften die Mitten und Höhen hinterlassen. Zwar hat Bose die grundsätzliche Klang-Balance beim QuietComfort Ultra harmonisch hinbekommen. Doch nach dem ersten, vor allem von den prallen, präzisen Bässen und dem vollmundigen Grundton-Bereich geprägten Eindruck stößt man früher oder später auf kleine Problemzonen.
Hat der QuietComfort Ultra ein kleines Frauen-Problem?
Besonders Frauen-, doch auch hohe Männer-Stimmen haben wir besonders in dieser Preisklasse schon neutraler und nuancierter gehört. Sie wirken ohne den Immersive-Audio-Effekt etwas undifferenziert und leicht verhangen. Mit dem 3D-Klang-Effekt gewinnen sie im gleichen Maße wie die Transparenz des gesamten Klangbilds, erscheinen dann aber leicht artifiziell und sogar mitunter schon leicht quengelig. Die etwas zurückhaltende Höhenwiedergabe mag vielleicht keine Begeisterung bei Audiophilen erzeugen, die bei besonderen Aufnahmen aus Klassik oder Jazz die allerletzten Nuancen erhaschen möchten.
Doch die spaßbetonte warme Abstimmung hat auch etwas angenehmes, wenn man lange stressfreie hören möchte. Will mal so sagen: Die Abstimmung zielt weniger auf High-Ender oder Tester, die bei der Beurteilung die Wiedergabe in ihre Elementarteilchen zerlegen, als auf jene, die erwarten, dass sie ihre 350-Euro-In-Ears mit mit ihren Lieblings-Tracks aus Spotify, Qobuz oder Deezer einfach anmachen. Und dass sie unterwegs Musik innerhalb der physikalischen Möglichkeiten so erleben können, wie sie es von ihren HiFi-Boxen oder Sonos-Systemen kennen.
Test-Fazit und Alternativen zu den Bose QuietComfort Ultra Earbuds
Die Bose QuietComfort Ultra Earbuds gehören zu den teuersten TWS und müssen sich dementsprechend mit der Creme de la Creme auch der audiophilen Hersteller messen.
Der etwas teurere Bowers & Wilkins PI7S2 bietet mehr Transparenz und Hochton-Auflösung in Verbindung mit natürlicherer Artikulation von Stimmen sowie ein cleveres Streaming-Konzept. Der Sennheiser Momentum True Wireless 3 bleibt der Maßstab für Natürlichkeit und Transparenz. Der Sony WF-1000XM5 klingt feiner in den Mitten und besonders in den Höhen als der QC Ultra. Er bedient ebenfalls den Wunsch nach immersivem Sound. Aber sein Sony 360 Reality Audio erfordert Music-Tracks im entsprechenden Format, etwa im Premium-Abonnement von Spotify oder Tidal, während der Bose mit seinem Algorithmus auch ganz normale Stereo-Aufnahmen per Upmix räumlich klingen lässt. Und der WF-1000XM5 hat kein Head Tracking, um die imaginäre Bühne auch bei Drehungen fest vorm Zuhörer zu fixieren.
Was unabhängig vom Vergleich mit den Mitbewerbern für den Bose spricht, sind sein kickender, tiefer Bass bei Rock- und Pop-Musik sowie sein räumlicher Klang, der trotz kleiner tonalen Schwächen in hohen Stimmlagen und dem erhöhtem Grundrauschen zu einem sehr natürlichen Hörempfinden führt. Das gelungene Head Tracking tut ein übriges, dass man in gewissen Momenten vergessen kann, einem Kopfhörer zu lauschen.
One more Thing: Bose QC Ultra Earbuds vs QuietComfort II
Zum Schluss möchte ich noch auf die naheliegende Frage eingehen, wie der neue QuietComfort Ultra im Vergleich gegen seinen direkten Vorgänger QC II abschneidet? In der Laufzeit von 24 Stunden mit dreimaligem Nachladen im Case bleibt alles beim Alten. Die neuerdings unterstützten zusätzlichen aptX-Codecs und aptX Lossless sind nur für Android-User relevant. Für iPhone- und iPad-User deren AAC-Codec bereits der Vorgänger unterstützte ändert sich in dieser Hinsicht nichts. Was für alle Nutzergruppen einen wirklich großen Sprung nach vorne bedeutet, ist der beeindruckende 3D-Klang mit einem Head Tracking, das in der Praxis trotz gelegentlicher kleiner Patzer bei schnellen Bewegungen den Höreindruck sehr viel näher an HiFi-Lautsprecher rückt, als mit Kopfhörern üblich.
Technische Daten Bose QuietComfort Ultra Earbuds
- Preisempfehlung des Herstellers: 350 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: je 6,2 g, Case 60 g
- Besonderheiten: aktives Noise-Cancelling, 6 h Akkulaufzeit, 24 mit Nachladen im Case, wasserabweisend nach IPX4, App-Steuerung,
- Mehr unter: bose.com
Der Beitrag Test: Bose QuietComfort Ultra Earbuds TWS erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.
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