Test: Klipsch The Three Plus mit Phono und USB
Bluetooth-All-In-One-Speaker fürs Heim gibt es von Klipsch schon einige Jahre. Doch der Hersteller genießt nach wie vor für seine großen Passivboxen und Stereo-Aktivsysteme einen guten Ruf. Der neue Klipsch The Three Plus könnte das erweitern. Nicht nur, dass er optisch eine Spur weniger dick das „Mid-Century-Design“ aufträgt und toll verarbeitet ist, er bietet auch eine erstaunliche Anschlussvielfalt.
Um sich von der reichhaltigen Konkurrenz im Heimbereich abzuheben, integrieren die Amerikaner nicht nur einen Phono-Vorverstärker für den Direktanschluss von Plattenspielern mit MM-Systems. Der Klipsch The Three Plus besitzt zusätzlichen einen USB-C und einen optischen Eingang, um Soundsignale des Fernsehers digital zu übernehmen. Damit arbeitet er auch mit vielen Streaming-Bridges zusammen, denn ein eigener Netzwerkstreamer ist nicht eingebaut.
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Connectivity is King
Mit den vier Quellen ist der Three Plus als kleine Komplett-Anlage schon ziemlich gut ausgestattet. Der Analogeingang lässt sich wahlweise als Line-Input oder als Phono-Input belegen. Will man beide Optionen benutzen, muss man umschalten und umstöpseln.
Dreifach belegt ist der USB-C. An einen Computer, Smartphone or Tablet angeschlossen, meldet er den Klipsch Three Plus ohne Treiber als Soundkarte an. Man kann aber auch einen USB-Stick einstecken und direkt vom Speicher Musik abspielen. Einmal umschalten ist in diesem Fall aber notwendig. Schließlich ist der USB-C noch ein leistungsfähiger Spannungslieferant. Der Hersteller empfiehlt sogar ausdrücklich, kleine Streaming-Bridges wie den WiiM Mini vom The Three Plus mit versorgen zu lassen, womit auch die weite Welt der Streamingdienste diesem System offenstehen.
Der optische Eingang ist sogar für Hi-Res-Streaming offen, akzeptiert er doch Digitalsignale bis zu 96 kHz und 24 Bit von einer entsprechenden Streaming-Bridge.
Bluetooth beherrscht er nach der neuesten Norm 5.3. Das ist besonders für eine stabile Verbindung eine gute Nachricht. Höher auflösende Codecs verspricht das Datenblatt nicht.
Stereo in einer Box mit mächtig Dampf
Bei einem One-Box-System ist das aber auch nicht zwingend notwendig. Das akustische Konzept folgt dem 2.1-Prinzip: Zwei Breitb-Lautsprecher von 6 Zentimeter Durchmesser sitzen links und rechts auf der vorderen Schallwand. Ein mächtiger Bass von 16 Zentimetern sorgt zentral als eine Art Subwoofer für Dampf. Auf der linken und der rechten Gehäuseseite spielen noch zwei Passivmembranen mit, die im untersten Frequenz-Bereich von der Funktion her die Bassreflexrohre ersetzen. Der Hersteller verspricht einen Tiefgang von 45 Hz.
Das Bedienkonzept am Gerät ist einfach: Eingangswahltaster mit verschiedenfarbiger LED als Rückmeldung, Lautstärkeregler, fertig! Den Bluetooth-Bereitschaftsmodus aktiviert man mit einem längeren Druck des Tasters.
Beim erstmaligen Verbinden und Einrichten verlangte aber unser Smartphone nach der App, obwohl der Three Plus grundsätzlich auch ohne läuft. Im Praxistest machte der Klipsch Three Plus trotz seiner Vielfalt an Quellen einen hervorragend intuitiven Eindruck. Einzig an die Tatsache, dass man manchmal nach dem Abbrechen der Bluetooth-Verbindung diese im entsprechenden Menu des Quellgerätes neu initiieren muss, mussten wir uns erst einmal gewöhnen.
Ebenso problemlos gelang die USB-Konnektivität vom iPhone, Windows-Laptop, MacBook und schließlich Android-Telefon. Alle erkannten den Klipsch sofort als Audio-Ausgabemedium, sofern man ein vollwertiges USB-C-Kabel zwischen beide schaltete.
App statt Fernbedienung und mehr
Die Klipsch Connect App für iOS oder Android trug wesentlich zum guten Bedienerlebnis bei: sie steuert die tiefergehenden Funktionen der Klipsch Three Plus. Eine zusätzliche Infrarot-Fernbedienung gibt es nicht. Für die App-Steuerung wird eine aufgebaute Bluetooth-Verbindung genutzt, die Lautsprecher benötigen keinen Netzwerkanschluss.
Diee Verbindung und Einrichtung über die App funktionierte sowohl mit Android-Geräten wie mit iPhones problemlos. Einige Smartphones wollten jedoch die Bluetooth-Verbindung zum Klipsch The Three Plus noch einmal bestätigt haben, bis das Gerät auch als Tonausgabe in den entsprechenden Apps erschien.
Der Funktionsumfang der App ist sehr gut. Eine Bassentzerrung wie bei den großen The Sevens und The Nines gibt es zwar nicht. Für die Regulierung des Tieftonpegels ist aber der eingebaute 3-Band-Equalizer ausreichend. Eine leichte Absenkung oder – öfter – Anhebung der Höhen in überdämpften Räumen ist damit ebenso problemlos möglich wie eine Zurücknahme des Tieftons bei wandnaher Aufstellung oder gar Platzierung in einer Ecke bzw. einem Regal.
So klingen die Klipsch The Three Plus
Im Hörtest beeindruckte der elegante Retro-Riegel vor allem durch sein sonores Bassfundament und eine schon opulente Dynamik. Was allein an Grobdynamik aus dem kompakten Klipsch herauskommt, gereicht manch kompakter Stereoanlage oder sogar Sub/Sat-Set zur Ehre.
Egal, welche Musikrichtung mit Bass wir auflegten, der Three Plus mobilisierte ein extrem sattes, kraftvolles und voluminöses Fundament. Der Bass war – im Gegensatz zu so manchem Sub/Sat-Arrangement – im Timing hervorragend in die Musik eingebunden, spielte sich aber zuweilen ein wenig in den Vordergrund. Und obwohl der Klipsch Three Plus selbst nicht zum Dröhnen neigte, birgt doch seine schiere Bassgewalt in kleineren Räumen oder bei einer Regal-Aufstellung eine gewisse Gefahr, dass der Tiefton hier ausfranst. Was sich meist mit dem Klangregler in der App korrigieren lässt, aber eben nicht immer.
Ansonsten gab sich der kompakte Klipsch unauffällig bis ausgewogen. Er bevorzugte eine warme, homogene Spielweise mit verblüffend natürlich klingenden, manchmal im Mittelton schon fast audiophil schmelzigen Stimmen. Im Hochtonbereich war alles dar, mit übermäßiger Auflösung und Höhendetails hielt der Bluetooth-Lautsprecher sich aber zurück, ohne dunkel zu klingen. Damit passt auch sein Sound hervorragend zur Optik, auch wenn er vielleicht das letzte Quentchen Höhenpfeffer sanft verschweigt.
Das war besonders bei Phono-Wiedergabe genau das richtige: Ein Plattenspieler mit MM-Tonabnehmer angeschlossen, konnte man sofort nachvollziehen, warum manche Audiophile immer noch der alten, schwarzen Scheibe klanglich anhängen. Perfekte Homogenität, viel Spielfreude, treibende Dynamik und eine durchweg saubere Wiedergabe sprachen für die Qualität des eingebauten Phonoverstärkers.
Dass der Klipsch Three Plus letzten Endes keine Stereoanlage ersetzen konnte, lag eher an seiner Abbildung. Zwar tönte er schön klar und direkt, aber hielt sich mit einer echten Raumdarstellung doch auffällig zurück. Ja, manchmal mussten wir sogar daran zweifeln, dass hier ein echtes, doch recht breites Stereo-System spielt, so eingeschränkt erschien der Raum.
Fazit: The Three Plus vs Marshall & Co?
Ein One-Box-System mit eingebautem, wirklich empfehlenswerten Phono-Verstärker, USB-Soundkartenfunktion und optischem Eingang ist auf dem Markt ziemlich konkurrenzlos. Wer Plattenspieler, Computer und TV oder Streamer dergestalt anschließen will, kann bedenkenlos zum Klipsch greifen und glücklich werden. Sofern er keinen besonders beeindruckenden Raumklang erwartet.
Liegt der Fokus nur auf die Zuspielung per Bluetooth oder Analog-Eingang, ist die Konkurrenz deutlich größer. Ein harter Konkurrent ist vor allem der Marshall Stanmore III, der ähnliche Vintage-Vibes und eine deutlich vielfältigere Bedienung am Gerät mitbringt. In punkto Bass und Dynamik setzen sich beide an die Spitzengruppe ihrer Größenklasse. Der Marshall spielt etwas agiler und knalliger mit größerem angedeuteten Raum, der Klipsch eher wärmer und natürlicher bei sehr kompakter Abbildung.
Beim direkten Klangvergleich des Tree Plus mit dem günstigeren Klipsch One Plus (der Test erscheint in Kürze ebenfalls auf STEREO GUIDE) schneidet letzterer nicht unbedingt schlechter ab. Er klingt zwar weniger souverän und üppig in der Dynamik, in kleinen Räumen dafür sogar etwas spielfreudiger und direkter.
Technische Daten Klipsch The Three Plus
- Preisempfehlung des Herstellers: 400 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 35,5 x 21,5 x 18 cm
- Gewicht: 4,8 kg
- Besonderheiten: Bluetooth 5.3, USB-C (Smartphone, Computer), USB-C (Flash-Speicher), optischer Digitaleingang, Phono/Line-Eingang umschaltbar, App-Steuerung mit EQ
- Mehr unter: klipsch.com
Der Beitrag Test: Klipsch The Three Plus mit Phono und USB erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.
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