Teufel Motiv Home mit Akku im Test
Bei den Onebox-Systemen macht sich ein Trend breit: Die Einbindung von WLAN und Streaming-Protokollen in batteriebetriebene Modelle. Parallel zur IFA 2023 stellte Teufel im Flagship Store im Berliner Bikini Hochhaus ein komplett neu entwickeltes Onebox-System vor: Das Teufel Motiv Home. Anhand des Namens kann man aber nicht erkennen, dass Teufel hier eigentlich eine komplett neue Onebox-Kategorie aufmacht. Hybrid-Speaker wie der Sonos Move 2 bieten zwar eine ähnliche Connectivity, aber bisher keine Raumdarstellung, die eine Stereoanlage daheim wirklich ersetzen könnte.
Genau das soll aber der Teufel Motiv Home können: Dank zusätzlicher seitlich strahlender Speaker und der Raumverbreiterung „Dynamore Ultra“ aus den beliebten Soundbars soll die Wiedergabe entsprechend raumfüllend sein. Dafür nimmt man gern in Kauf, dass der pultförmige Speaker etwas breiter und etwas schwerer ist als andere Systeme. Der Hersteller zielt hier eher auf Kunden, die ihn als Hauptanlage im Wohnzimmer nutzen und ab und an mal zur Garten- oder Balkonparty durchs Haus tragen. Was angesichts des eingelassenen Griffs kein Problem ist. Grenzen setzt dabei allein die fehlende Immunisierung gegen Wasser und Staub, denn der Bluetooth-Speaker erfüllt keine der gängigen IP-Schutzklassen.
So ist der Teufel Motiv Home nicht nur der besser ausgestattete Bruder des Teufel Boomster, sondern dürfte perspektivisch auch den noch für die langsam auslaufende Streaming-Software Raumfeld konzipierten One M ersetzen. Gewisse Ähnlichkeiten in Größe, Gehäusegestaltung und Pricing deuten jeweils auf diese Doppelstrategie hin.
Viel drin, viel dran
Die Zuspiel-Möglichkeiten des Teufel Motiv Home sind erstaunlich: er vereinigt nicht nur eine Vielzahl von digitalen Zuspiel-Möglichkeiten von Bluetooth über Airplay 2, Spotify Connect, Tidal Connect bis Google Chromecast. Für den Einsatz an konventionellen Quellen gibt es noch einen analogen Klinkeneingang.
Und noch eine Besonderheit: Die virtuelle Stereodarstellung wird von vier Chassis projiziert, die teilweise zur Seite strahlen und die Schaltung „Dynamore Ultra“ der beliebten Soundbars von Teufel beinhalten.
Die vier mit Aluminium-Staubschutz-Kalotten bestückten Treiber arbeiten mit ihren 2-Zoll-Membranen (5 Zentimeter) als Mittel-Hochtöner. Reine Tweeter gibt es daher bei dem 2-Wege-System in 2.1-Konfiguration nicht. Zentral sitzt noch ein reines Basschassis im 40 Zentimeter breiten Riegel. Dieser mit 5-Zoll-Membran (12,7 Zentimeter) aus Polypropylen ausgerüstete Tieftöner bekommt wiederum von zwei Passivmembranen zusätzliche Bassunterstützung. Der Hersteller gibt die Nennleistung des integrierten 5-Kanal-Class-D-Verstärkers mit 70 Watt an, was für einen Akku-Lautsprecher absolut stattlich ist.
Viele Knöpfe, eigene App
Geht anderswo der Trend in Sachen Bedienung zur Reduktion, weißt der Teufel Motiv Home eine ganze Tastenreihe oben auf dem Kunststoffgehäuse auf. Neben einiger Preset-Tasten ist auch ein Reglerrad integriert für die Lautstärke sowie diverse Funktionstasten etwa für die Aktivierung der Stereo-Basisverbreiterung.
Trotz dieser recht vollständigen Ausstattung und der Einbindung in das Universum von Google Home gibt es noch eine eigene, kostenlos für iOS und Android erhältliche Teufel Home App. Die steuert im Prinzip die auf dem Gerät verfügbaren Funktionen, weist aber noch ein paar nützliche Zusatzfeatures wie eine Klangregelung auf. Die Einrichtung des Motiv Home war nach den Anweisungen in der App ein Kinderspiel und erforderte keine lästige manuelle Eingabe des WLAN-Passworts.
Was die Sprachsteuerung angeht, fehlt aber ein integriertes Amazon Alexa. Wer in der Amazon-Welt per Sprache steuern will, könnte das womöglich vermissen. Um den Motiv Home in der Android-Welt im Multi-Room-Betrieb gemeinsam mit weiteren Lautsprechern zu betreiben, muss man ihn mit der Google Home App im Netzwerk einer bestimmten Hörzone zuweisen.
Die Sache mit dem Ruhestromverbrauch
In der Teufel Home App lässt sich auch das Netzwerk-Standby unter dem Punkt „Auto-Off-Timer“ nach Bedarf zwischen 5 Minuten under einer Stunde einstellen. Denn nach dem Drücken der Standby-Taste leuchtet das integrierte Symbol weiter. Und zwar nicht ohne Grund, denn der Wireless-Speaker ist nicht ganz ausgeschaltet. Dann genügt es, den schlummernden Teufel Motiv Home auf dem Smartphone im WLAN als Tonquelle anzuwählen, um die Wiedergabe zu Starten. Wer ihn nicht innerhalb der Wohnung mit dem integrierten Netzteil an der Steckdose betriebt, sollte schleunigst die Abschalt-Automatik aktivieren. Diese äußert praktische Funktion, sorgt nämlich dafür, dass der bei mittlerer Lautstärke für bis zu 15 Stunden ausdauernde Akku sich im Standby relativ rasch entlädt. Wer dann nach zwei oder drei Tagen ohne Verbindung zur Steckdose Musik hören möchte, stellt fest, dass der Motiv Home keinen Mucks mehr von sich gibt.
Da wir den schwarzen und den weißen Teufel Motiv Home bereits vor dem offiziellen Produkt-Release austesten konnten, standen uns nur diverse nicht-öffentliche Beta-Versionen der Teufel Home App zur Verfügung. Deshalb können wir noch kein abschließendes Urteil zur Verbindungsstabilität und Praktikabilität treffen.
Klanggewaltig
Man könnte den Hörtest in einem Satz zusammenfassen. Doch nicht jeder Leser kennt den kleinen Bruder des Teufel Motiv Home. Der 4,45 Kilogramm schwere Bluetooth-Lautsprecher klingt wie ein Motiv Go respektive Motiv Go Voice in Groß. Soll heißen: Die Berliner gaben ihrem mobilen Akku-Lautsprecher eine natürliche Abstimmung mit auf den Weg. Die lässt ihn Stimmen neutral und differenziert wiedergeben. Und sie sorgten dafür, dass er eindrucksvoll tiefe und druckvolle Bässe erzeugt. Das gilt besonders in Bezug auf die Größe. Obgleich der Motiv Home ein vielfaches an Gehäuse-Volumen des Motiv Go aufweist, gelingt es ihm, genauso zu verblüffen. Dank der direkt am Gerät oder via App aktivierbaren Dynamore-Funktion gilt das auch für die Größe der Klangwolke. Der Klang löst sich dann gerade beim Genuss der Sender des integrierten TuneIn-Webradios besser vom Gehäuse.
Wenn man die Bass-Taste drückt, sollte man besser keine Wunder erwarten. Die Konstrukteure haben die Limits des integrierten Subwoofers und des Gehäuse-Volumens nämlich schon im Standdard-Modus weitgehend ausgereizt. Viel mehr geht nicht – und wäre auch nicht sinnvoll. Die beste Klangqualität stellt sich durch Zuspielung über WLAN ein. Doch auch Bluetooth 4.2 klingt erfreulich spritzig und ausgewogen. Das gilt zumindest für iPhone- und iPad-User. Der Teufel Motiv Home unterstützt nämlich den von Apple iTunes genutzten AAC-Standard, nicht aber aptX. Deshalb bleibt vielen Android-Usern nur der SBC-Codec. Allerdings dürfte das in dieser Geräte-Kategorie das kleinste Problem sein.
Der Bluetooth-Speaker mit der Tragemulde auf der Rückseite eignet sich ganz hervorragend für Rock und Pop. Da kann er bei Songs wie „The Cosmos Is Mine“ vom letzten Depeche-Mode-Album seine neutrale Mitten-Abstimmung und vor allem auch seine satte, saubere Bass-Wiedergabe in die Waagschale werfen. Auch Hip-Hop-Klassiker wie „Ready Or Not“ von den Fugees klangen so richtig fett, um es salopp auszudrücken. Der Bass reichte sehr tief hinab und kickte mit präzisem Punch. Dabei standen beachtliche Pegelreserven.
Testfazit und Alternativen zum Teufel Motiv Home
Teufels Motiv Home macht eine komplett neue Onebox-Kategorie auf: Wer sowohl batteriebetriebenes Bluetooth für unterwegs als auch WLAN-basierte Protokolle für die Einbindung in eine Streaming-Umgebung will, findet ein recht schmales Marktsegment und wenig Konkurrenz vor. Hybryd-Speaker wie der Sonos Move 2 und der Bose Portable Smart Speaker bieten zwar ähnliche (oder mehr) Connectivity, aber keine so breite Raumdarstellung und ungleich weniger tonales Volumen. Und auch vom Preis-Leistungsverhältnis ist der Motiv Home eine Klasse für sich. Nur, wenn Mobilität und Akku-Betrieb mit voller Outdoor-Tauglichkeit, muss er passen. Der Teufel scheut das Wasser.
Technische Daten Teufel Motiv Home
- Preisempfehlung des Herstellers: 550 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 40 x 16,5 x 16,1 cm
- Gewicht: 4,45 kg
- Akkulaufzeit bis zu 15 Stunden
- Besonderheiten: App-Steuerung
- Mehr unter: teufel.de
Der Beitrag Teufel Motiv Home mit Akku im Test erschien zuerst auf STEREO GUIDE – Das HiFi-Magazin.
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